Auf insgesamt bis zu drei Flächen soll das Projekt „Naturnahe Weiden in Waldmünchen: Biotopverbund und Lebensraumentwicklung“ umgesetzt werden. Zunächst stehen Flächen am Perlsee und in Grub bei Prosdorf im Fokus. Die Träger dieses Projekts sind der Naturpark Oberer Bayerischer Wald, der Naturparkverein Waldmünchen e. V., die Stadt Waldmünchen und unser Förderverein zur Gründung der NaturStiftung Böhmerwald – Schwarzachtal e. V.
Das Projekt wird vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Mit diesem Projekt sollen:
- die Talauen als Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten aufwerten
- der Erlebniswert der Landschaft für Einheimische und Urlauber verbessern
- ein Netzwerk rinderhaltender, naturschutzorientierter Weidebetriebe mit praxisorientiertem Knowhow schaffen
- die bewirtschaftenden Landwirte bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützen
- die Menschen über naturschutzorientierte Beweidung und Bewirtschaftung informieren
- ein Biotopverbund herstellen und dabei modellhaft überprüfen, welche naturschutzfachlichen Entwicklungspotenziale durch eine extensive Beweidung entlang von Talauen erreicht werden können.
Hervorzuheben sind vor allem zwei sehr bedeutende deutschlandweite Alleinstellungsmerkmale:
Zum einen wird auf der Weidefläche östlich vom Perlsee untersucht, wie sich eine Beweidung auf die Flora von sog. Flachlandmähwiesen (LRT 6510) auswirkt. Die Besonderheit in unserem Projekt liegt darin, dass hier diese Flächen dreigeteilt unterschiedlich bewirtschaftet werden und somit erstmalig ein direkter Vergleich angestellt werden kann.
Zum anderen zeichnet dieses Projekt aus, dass es nirgends in Deutschland zwar sehr kleinteilige, aber dafür mehrere räumlich getrennte Extensivbeweidungsareale gibt, die einen Biotopverbund bilden. Sollte es gelingen nachzuweisen, dass dadurch die Artenvielfalt stärker gefördert werden kann als durch den herkömmlichen Ansatz über Blühstreifen und Brachland, wäre dies eine wichtige Grundlage dafür, zukünftig einen stärkeren Fokus darauf zu legen, den Naturschutz besser mit weniger Brachflächen und dafür mit einer weiteren landwirtschaftlichen Nutzung durch Extensivbeweidungen zu fördern.
Allgemeine Beschreibung zur Extensiv-Beweidung
Die Extensiv-Beweidung fördert die Biodiversität. Mit ihr entsteht ein Mosaik aus unterschiedlich intensiv genutzten Flächen. Kurz- und langrasige Anteile in der Weide, aber auch Flächen mit Stauden oder offenen Bodenflächen entstehen und bieten unzähligen Arten, wie zum Beispiel Wiesenbrütern, Lebensraum. Ebenso schaffen die Tritte der Tiere kleinräumige Habitate oder es entstehen temporäre Gewässer für Insekten, Amphibien und Vögel, die darauf angewiesen sind.
In den letzten Jahren konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass vor allem ganzjährige Extensiv-Beweidungen enorm zum Artenschutz beitragen. Beispielsweise zeigen die Untersuchungen des Biologen Dr. Herbert Nickel aus dem Jahr 2015, dass auf einer intensiv genutzten Wiese bis zu 4 Zikaden-Arten, auf Blühstreifen bis 8, auf Naturschutz-Mähwiesen 10 bis 15, auf historisch alten Weidelandschaften über 200 nachweisbar sind.
Mit der Beweidung können Nasswiesen genutzt bzw. ehemalige Nasswiesen wieder vernässt werden. Gerade auf feuchten, nassen und moorigen Wiesen kann durch Anreicherung organischer Substanz im Oberboden sehr viel CO2 gespeichert werden. So lässt sich durch Extensiv-Beweidung dreimal mehr CO2 speichern als auf der gleichen Fläche mit einem Wald.
Extensiv-Weideland erlaubt neben der Wiedervernässung auch temporäre Überflutungen zum Wasserrückhalt. Damit kann die naturnahe Beweidung auch dem vorbeugenden Hochwasserschutz dienen und zur höheren Grundwasserbildung beitragen.
Extensiv-Beweidungen tragen nicht nur zur Biodiversität, sondern auch zum Klima- und Hochwasserschutzschutz, zur besseren Grundwasserbildung und letztlich auch zum Tierwohl bei.
Was bedeutet Extensivbeweidung im Speziellen?
Eine Nutzung der Weide mit einer Ziel-Besatzstärke von 0,3 bis 0,6 Großvieheinheiten pro Hektar (das sind ca. drei Fußballfelder pro Kuh), bei ausreichender Flächengröße am besten ganzjährig. Für die Beweidung eignen sich alle Flächen, auch sehr nasse Wiesen.
Vorteile einer Extensivbeweidung kurz und knapp
- Mehr Pflanzen- und Tierarten
- trockenbeständigere Vegetation durch tieferwurzelnde Gräser
- Stärkere Durchlüftung des Oberbodens
- Geringere Belastung der Gewässer
- Renaturierung und Hochwasser-Schwamm durch höhere Aufnahmefähigkeit des Oberbodens
- Weniger Klimagase
- hoher Beitrag zum Tierwohl
- Weidetiere prägen Erholungslandschaften und werten das Landschaftsbild auf